DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Spalt, Karl Heinz (Spalding, Keith) (15.5.1913 Darmstadt - 29.11.2002 Wales) besuchte als Sohn des Gewerbeaufsichtsbeamten Konrad Heinrich Spalt das Realgymnasium Darmstadt. Er lebte bis zu seinem Tod als emeritierter Professor für Germanistik an der Universität von Wales unter dem englischen Namen Keith Spalding als international anerkannter und vielfach geehrter Sprachwissenschaftler.

Seine Eltern erzogen Karl Heinz im Geiste des Protestantismus. Bereits als Schüler beschäftigte er sich intensiv mit Fragen von Krieg und Frieden. Angeregt hierzu wurde er wohl hauptsächlich von seinem Deutsch- und Geschichtslehrer, Gymnasialprofessor Franz Como. Er schloss sich daher bereits als Schüler der Deutschen Friedensgesellschaft und dem Bund religiöser Sozialisten an. Franz Como war führendes Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft in Darmstadt und wurde 1933 als politisch Unzuverlässiger aus dem Dienst entlassen. Como war es auch, der seinen Schüler ermutigte, eine seiner ersten literarischen Arbeiten im Darmstädter Tagblatt zu veröffentlichen.
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Buchbesprechung in "Deutsche Zukunft" Nr. 5 vom 1.3.1933

Bereits vor dem Abitur fasste Karl Heinz den Plan, "ein Buch zu schreiben, in dem ich die Geschichte der internationalen Friedensbestrebungen, der Völkerbundsidee und des Internationalen Gerichtshofs in Zitaten und Tabellen aufzeichnete und in weiteren Kapiteln zu beweisen suchte, dass der Nationalsozialismus seinen Ideen und Bestrebungen nach unvermeidlich einen Krieg herbeiführen würde". [2]

Nach dem Abitur 1931 studierte er Neuphilologie an der Universität Frankfurt. Im Jahr 1932 war das Buch unter dem Titel "Kultur oder Vernichtung" fertiggestellt und erschien im Frühjahr 1933. In der pazifistischen Halbmonatsschrift "Deutsche Zukunft" Nr. 5 vom 1.3.1933 wurde es von dem angesehenen Pazifisten und ebenfalls Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft, Dr. Johann Ohrtmann, rezensiert. Bereits am 3. Mai 1933 wurden Druckerei und Verlag Riechert, in dem das Buch erschienen war, durchsucht und die gesamte pazifistische Produktion des Verlages sichergestellt. Vermutlich ist auch Spalts Buch der Bücherverbrennung zum Opfer gefallen. Dem Verleger Paul Riechert war gelungen, 200 Exemplare des Buches nach Darmstadt zu schicken, wo es der Vater zunächst auf dem Dachboden versteckte und später nach Wien bringen lies.

Spalt wusste, dass er von der Polizei gesucht wurde und entzog sich der drohenden Verhaftung über Österreich, Frankreich, Italien und Polen nach England. Dort studierte er Germanistik und schloss es mit Magister und Promotion (Dr. phil.) ab. Im Juni 1940 wurde er als Deutscher interniert, allerdings als erwiesener Hitlergegner bald wieder entlassen und meldete sich freiwillig zur Armee. Er hatte sich zu der Überzeugung durchgerungen, "dass Umstände eintreten können, in denen selbst der friedliebendste Mensch zu den Waffen greifen muss".

1972 ernannte ihn die Universität Tübingen in Anerkennung seiner lexigraphischen Veröffentlichungen zum Dr. phil. h.c., und die Bundesrepublik Deutschland verlieh ihm 1975 das Große Verdienstkreuz wegen seiner Bemühungen um die Förderung deutsch-englischer Beziehungen.

Die leider nicht mehr erscheinende "Zeitung für Darmstadt" widmete Karl Heinz Spalt 1991 einen Artikel [4]. In Darmstadt erinnert bislang dankenswerter Weise ein Beitrag von Thomas Lange im Stadtlexikon Darmstadt an Spalding [1].


Ob die Stadt Darmstadt Spalding für würdig erachtet, nach ihm einen Platz oder eine Straße zu benennen?


Q: [1] [2] [3] [4]

 

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