DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Goerdelerweg Der Weg in Darmstadt-Eberstadt wurde am 1. Februar 1978 nach dem Juristen, Politiker und Widerstandskämpfer Carl-Friedrich Goerdeler (31.7.1884 Schneidemühl, Provinz Posen, heute Pila – 2.2.1945 Berlin-Plötzensee) benannt.

Goerdeler stand zu Beginn der Weimarer Republik den Deutschnationalen nahe. 1923 beteiligte er sich an antiparlamentarischen Verfassungsplanungen Hans von Seeckts, des Oberbefehlshabers der Reichswehr. Obwohl Goerdeler den Beitritt zur NSDAP ablehnt, bleibt er - seit 1930 Oberbürgermeister von Leipzig - bis 1937 in diesem Amt. Von 1931 bis 1932 und 1934 bis 1935 verwaltete er zusätzlich das nicht unbedeutende Amt des Reichskommissars für Preisüberwachung.

Der renommierte national-konservative Verwaltungsjurist und Kommunalpolitiker, der Ermächtigungsgesetzen und anderen diktatorischen Vollmachten in Zeiten staatlichen Notstandes keineswegs abgeneigt war, hatte Hitler, der ihn als Verwaltungsfachmann schätzte, 1935 bei der neuen Gemeindeordnung persönlich beraten. 1937 trat er jedoch als Oberbürgermeister zurück, weil die Nazis in seiner Abwesenheit das Denkmal des jüdischen Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy vor dem Gewandhaus abgerissen hatten. In den Jahren 1937 bis 1939 unternahm Goerdeler unter der Protektion der Industriellen Robert Bosch und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach mehrere Auslandsreisen und versuchte in dieser Zeit mit Berichten an Hermann Göring auf die Gefahr des außenpolitischen Kurses des Deutschen Reiches hinzuweisen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach Deutschland zurück und wurde gemeinsam mit Ludwig Beck, zu dem er seit 1935 Kontakt hatte, zum führenden Vertreter des konservativen Flügels des Widerstandes gegen Hitler. 1942 forderte er in einem Flugblatt zur Atlantik-Charta der Westalliierten eine Restauration des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1914 und sprach sich u. a. für eine internationale Völkervereinigung aus. Mit Flugblättern und Denkschriften versuchet Goerdeler 1943 eine Verständigung mit den Westmächten vorzubereiten. Dabei nutzte er auch seine zahlreichen Kontakte im Ausland, wo er Unterstützung für einen Putsch gegen Hitler zu finden hoffte. Zusammen mit Vertretern der Wehrmachtsführung arbeitete er auf eine Gelegenheit zum Staatsstreich hin. Da er jedoch einen Putsch ohne Attentat erreichen wollte, bleiben seine Planungen ohne echte Möglichkeit zur Ausführung. Mit Beck und anderen Militärs entwarf er 1944 Planungen für eine Regierung nach dem Sturz des NS-Regimes. Goerdeler selbst war dabei als Regierungschef vorgesehen. Gleichzeitig verschärften sich aber die Spannungen zu jüngeren Vertretern des Widerstands im Kreisauer Kreis. Vor allem Goerdelers außenpolitische Absichten brachten ihn auch in Gegensatz zum sozialistischen Widerstand. Das Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg lehnte Goerdeler aus moralischen Gründen ab. Am 12. August wurde er in Ostpreußen in einem Gasthof erkannt und festgenommen. Von der Gestapo wurde er noch mehrere Monate über die Widerstandsbewegung verhört. Da Goerdeler in der Haft über die Planungen der Attentäter des 20. Juli Auskunft gab, blieb er lange von der Hinrichtung verschont.
Am 8. September 1944 wurde er vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 hingerichtet.

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