DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Dierks, Margarete
Margarethe Dierks (ca. 2000)
Margarethe Dierks (ca. 2000) [7]
(7.3.1914 Metz-Sablon - 15.7.2010 Darmstadt) war eine deutsche Philologin und Journalistin.

Mit 18 Jahren trat sie aus der evangelischen Kirche aus und schloss sich dem Tannenbergbund von Ludendorff und 1937 dem nationalreligiösen Verein "Bund Deutscher Gotterkenntnis" (Ludendorff) an.
1933 legte sie die Abiturprüfung ab und studierte Geschichte, Deutsch, Literatur und Philosophie in Göttingen und Rostock. 1938 promovierte sie an der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock über "Die preußischen Altkonservativen und die Judenfrage 1810/1847".

Am 1. April 1940 wurde sie in die NSDAP aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.004.469).

Nach 1945 wurde sie länger interniert und 1948 entnazifiziert.

Als Journalistin schrieb sie ab 1950 viele Jahre für das Feuilleton des "Darmstädter Tagblatts".

In den 1950er Jahren trat sie in Korrespondenz mit Nationalsozialisten und Vertretern der sich formierenden Neuen Rechte wie z. B. Hans Grimm (Volk ohne Raum, 1926, und Bundestagskandidat für die Deutsche Reichspartei 1953) und nahm an den von ihm organisierten Lippoldsberger Dichtertagen regelmäßig teil. In der 1956 gegründeten "Freien Akademie" wirkte sie aktiv mit und veröffentlichte regelmäßig in der akademieeigenen Zeitung "Wirklichkeit und Wahrheit".
Von 1957 bis 1959 studierte sie am Pädagogischen Institut in Jugenheim und legte das Staatsexamen als Volks- und Realschullehrerin ab. Lehraufträge zu Kinder- und Jugendbuchliteratur in Jugenheim und am Institut für Jugendbuchforschung der Universität Frankfurt schlossen sich an. Auch war sie Referentin an der Volkshochschule.

Aus Anlass ihres 90. Geburtstages  wurde ihr im Rundbrief vom November 2004 der Freien Akademie herzlich gratuliert. Wörtlich heißt es dort    

"Frau Dierks ist seit langem mit der FREIEN AKADEMIE verbunden. Zu Beginn der 1960er Jahre nahm sie erstmals an einer FA-Tagung teil, am 20. März 1964 wurde sie FA-Mitglied. Durch Vorträge, Lesungen, Diskussionsbeiträge und Veröffentlichungen gelang es ihr, das FA-Profil wesentlich mitzugestalten. Die 1986 erschienene Biographie über den maßgeblichen FA-Gründer Jakob Wilhelm Hauer (1881-1962) ist ihr großes Werk, das eine detaillierte Schilderung der FA-Anfänge enthält. Wegen ihrer Verdienste um die Akademie verlieh ihr die FA-Mitgliederversammlung am 3. Juni 2000 die Ehrenmitgliedschaft. Frau Dierks ist in bewunderungswürdiger Weise nach wie vor als Vortragende und Diskutantin tätig. Die FREIE AKADEMIE gratuliert der Jubilarin sehr herzlich zum 'runden' Geburtstag und dankt für ihr jahrzehntelanges FA-Engagement. Reinald Eckhardt".

Bereits im Jahr 1999 sollte Frau Dierks in der Stadtbibliothek Darmstadt eine Lesung halten. In einer Kleinen Anfrage der kommunalpolitischen Gruppierung "OS/3" im Darmstädter Stadtparlament heißt es u. a.:

"Für den heutigen Dienstag um 20.00 Uhr plant die Stadtbibliothek Darmstadt eine Lesung mit der Autorin Margarete Dierks. Experten der rechten Szene kennen die Vergangenheit und Gegenwart der deutschlandweit bekannten Autorin: … Dierks, … schrieb 1938 an der hohen Philosophischen Universität Rostock ihre Dissertation zum Thema 'Die preußischen Altkonservativen und die Judenfrage 1810/1847'. In dieser mir vorliegenden Dissertation ist unter anderem nachzulesen:
'Der Instinkt, der in dem konservativen Landadelskreise ohne Zweifel vorhanden war, konnte irgendwelche Forderungen nicht durchsetzen, denn ihm fehlte die Unterstützung durch wissenschaftliche Rasseerkenntnis. Zudem ward er in seinem Wollen gehemmt durch den christlichen Glauben, der dem Christen befiehlt, auch den fremdblütigen Getauften als Bruder in Christo anzunehmen. [...] Unter dem Mantel des Christentums ist damals mancher Jude in preußisch-deutsche Familien und in Lehr- und Staatsstellen eingegangen.' "


Und weiter:

"In der Folge der Zeit erhielt der Instinkt des Blutes von der Naturwissenschaft die Beweise, die er brauchte, um sein inneres Gesetz in der öffentlichen Gesetzgebung geltend zu machen. Erlebnis und Erfahrung unseres Volkes traten hinzu, bis nach gewaltigen Ringen sich ein deutscher Staat auf rassischer und völkischer Grundlage erhob. Er hat die Judenfrage endgültig der christlich-religiösen Sphäre entrückt, indem er ihre Entscheidung auf den Boden völkischer Gesetzgebung fällte. Er traf diese Entscheidung, wie es das 'Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre' zum Ausdruck bringt, ausschließlich in dem Bewußtsein der Verantwortung und Verpflichtung für die Zukunft unseres deutschen Volkes.
 

Margarete Dierks kann, nicht nur aufgrund dieser Quellen, als Antisemitin bezeichnet werden. Auch nach der Zeit des Faschismus war sie weiterhin führend in rechtsradikalen Zusammenhängen und Organisationen tätig. Sie werden davon in den nächsten Tagen Kenntnis erhalten. Margarete Dierks hat sich bis zur heutigen Stunde von keiner Silbe ihrer Dissertation oder sonstigen Aktivitäten in diesem Bereich öffentlich distanziert.

Ich frage daher den Magistrat:

Welche Meinung vertritt der Magistrat gegenüber den vorgebrachten Tatsachen?
Aus welchem Grund wird solchen einschlägig bekannten Personen das Forum städtisch finanzierter Veranstaltungen geboten?
Wer zeichnet für die Einladung Frau Dierks verantwortlich?
Welche Maßnahmen plant der Magistrat in diesem Fall?
Welche Konsequenzen werden daraus gezogen?"

Zu einem erneuten Eklat kam es im Sommer 2000. Bei "OS/3" heißt es dazu:

"Am 17.08.2000 sollte bei der 'Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung' zur Ehrung der Schriftstellerin Dorothea Hollatz eine Veranstaltung mit der Nazi-Dichterin Margarete Dierks stattfinden. Eingeladen hatten die Elisabeth-Langgässer-Gesellschaft sowie Oberbürgermeister Peter Benz.
Die 'kulturpolitischen' Ansichten der Dichterin im Dritten Reich werden aus folgendem Zitat deutlich: 'Wenn alle artfremden Trümmer weggeräumt sind, wird der Reichtum an Sang und Sage mannigfach aufblühen, und die Festzeiten des Jahres werden aufs neue umrankt sein von artechtem Deutschen Singen und Dichten.'
Margarete Dierks war Mitglied im Bund der 'Deutschen Gotterkenntnis (Ludendorff)', dessen Protagonisten im Entnazifizierungsverfahren wegen 'außerordentlicher Begünstigung des Nazismus' als 'belastet' eingestuft wurden. … Sie schreibt eine Biografie über das Leben von Jakob Wilhelm Hauer, den Führer der 'Deutschen Glaubensbewegung', die im Kirchenkampf auf Seiten der Nazis aktiv war. Dessen Leben wird dort ohne jeden Abstand, oder 'more than apologetic', wie Prof. Dr. Werner Usdorf konstatiert, beschrieben und gewürdigt. … Alles in allem wird deutlich, dass Margarete Dierks sich nach wie vor in der alt- und neurechten Szene bewegt. OB Peter Benz war in zwei parlamentarischen Anfragen von OS/3 über diese Tatsachen informiert worden, sah sich aber dennoch nicht in der Lage, die Einladung zu dieser Veranstaltung zurückzunehmen. Deshalb hatte OS/3 für den 17.8. zu einer Kundgebung vor dem Veranstaltungsort aufgerufen, um in Flugblättern und Redebeiträgen über die publizistische Tätigkeit von Frau Dierks zu informieren. Zwei Tage vor der Veranstaltung kündigte das Darmstädter Ordnungsamt mit fadenscheinigen Begründungen an, die Veranstaltung verbieten zu wollen. Als dann jedoch der AStA der TU Darmstadt noch eine Anmeldung zur Kundgebung einreichte und der VVN (Verband der Verfolgten des Naziregimes) gleiche Pläne hegte, ging Benz in die Knie und sagte die Dierks-Veranstaltung ab.  …“.

OS/3 warf Oberbürgermeister Benz vor, "rechtsradikale Verstrickungen" zu verharmlosen, und Frau Dierks, sich nie von ihren Äußerungen und Aktivitäten distanziert zu haben und zitierte aus ihrer Dissertation (siehe oben).

In einer Presseerklärung vom 23.08.2000, überschrieben mit "Skandalöse Veröffentlichung des Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Neonazi-Postille" kritisiert die Fraktion OS/3 die in Darmstadt ansässige Deutsche Akademie für Sprache, in deren Räumen die Veranstaltung mit Dierks hätte stattfinden sollen. Sie wurde erst nach massiven Protesten abgesagt. Tags darauf sei in der Ausgabe 34/2000 vom 18.8.2000 der auch vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeschätzten Wochenzeitung "Junge Freiheit" ein ausführliches Gespräch mit dem Präsidenten der Akademie, Prof. Christian Meier, erschienen. Es sei nach Auffassung der Fraktion OS/3 völlig unverantwortlich, dass ausgerechnet der Präsident einer so bedeutsamen kulturellen Institution sich vor den Karren einer Neonazi-Postille spannen lässt. "Wer sich für Veröffentlichungen in der 'Jungen Freiheit' zur Verfügung stellt, muss wissen, in wessen Gesellschaft er sich begibt: Der neofaschistische Oberideologe Alain de Benoist zählt ebenso zu den regelmäßigen JF-Autoren wie die bundesweit bekannten Neonazis Horst Mahler (neuerdings NPD, Lieblingsparole: 'Türken raus aus Deutschland'), Robert Hepp, Peter Bossdorf, Heinz-Dieter Hansen, Gerd-Klaus Kaltenbrunner und Alfred Mechtersheimer. …".


Veröffentlichungen:


Q: [1] [2] [3] [4] [5] [6], Foto: [7]

 

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