DFG-VK Darmstadt "Von Adelung bis Zwangsarbeit - Stichworte zu Militär und Nationalsozialismus in Darmstadt"
Benz, Philipp (13.3.1912 in Darmstadt-Arheilgen - 13.11.2011 Darmstadt-Arheilgen) begann nach dem Besuch der Volksschule eine Maurerlehre, die er aber auf Geheiß seines Vormundes abbrechen musste, um eine Ausbildung zum Landesvermessungsgehilfen zu beginnen. Im Jahr 1929 setzte er den Besuch der Baugewerbeschule fort und schloss die Ausbildung 1932 als Hochbauingenieur ab.
Mit 14 Jahren trat er der Sozialistischen Arbeiter Jugend (SAJ) bei und engagierte sich auch bei den Naturfreunden. 1931 wurde er Mitglied im Kommunistischen Jugendverband (KJVD), der Roten Hilfe und der KPD. Ab 1932 übernahm er auch Funktionen innerhalb dieser Organisationen und engagierte sich politisch gegen den aufkommenden Nationalsozialismus. Wegen dieser Tätigkeiten wurde er Anfang September 1933 verhaftet und mit sieben Weiteren in das KZ Osthofen eingeliefert. Nach seiner Entlassung wurde er arbeitslos. Ende März 1934 erneut verhaftet, wurde er vom Oberlandesgericht Darmstadt wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt, aber mangels Beweisen freigesprochen. Um den ständigen Vorladungen durch die Gestapo zu entgehen, verließ er nach seiner Freilassung Darmstadt. 1934 wurde er im Rahmen des Arbeitsdienstes nach Nürnberg zum Reichsparteitag abkommandiert. 1935 arbeitete er als Katasterzeichner in Braunschweig und 1936/37 in einem Baubüro in Nürnberg.

Erst 1945 kehrte er nach Arheilgen zurück, ließ sich als freischaffender Architekt nieder und engagierte sich beim Wiederaufbau der KPD, für die er auch in die Stadtverordnetenversammlung (1948-1952) gewählt wurde. Dort wurde er Mitglied des Bauausschusses und Sportausschusses, dessen Vorsitz er übernahm. 1948 wirkte er bei der Zusammenführung der Arheilger Sportvereine zur "Sportgemeinschaft Arheilgen" mit. Für seine gesellschaftlichen Aktivitäten wurde er 1973 mit der silbernen Verdienstplakette der Stadt Darmstadt geehrt und 1977 zum Ehrenvorsitzenden der "Sportgemeinschaft Arheilgen" ernannt. Er gehörte 1949 zu den Gründern der gemeinnützigen Baugenossenschaft Arheilgen.

Im Jahr 1972 gehörte er zu den Gründern der Lagergemeinschaft Osthofen und stand seitdem als Zeitzeuge Schulklassen und anderen Gruppen bei Führungen zur Verfügung. Als einer der letzten noch lebenden ehemaligen Häftlinge des KZ Osthofen unterstützte er den Förderverein Projekt Osthofen e.V. und die Landeszentrale für politische Bildung. 1976 zeichnete ihn die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), dessen langjähriger Kreisvorsitzender er war, mit der Widerstandsmedaille aus. In Darmstadt gehörte er zu den Mitbegründern der DKP. Philipp Benz beteiligte sich in den 1980er Jahren aktiv in der Friedensbewegung und war auch an der Entwicklung der Stadtführungen "Widerstand und Verfolgung in Darmstadt 1933-1945" beteiligt. Er wirkte im Projekt der Evangelischen Erwachsenenbildung "Zwangsarbeit in Südhessen" mit und publizierte in der "Zeitung für Darmstadt" Artikel zur Geschichte der Arbeiterbewegung (Bereits vor 1933 und nach 1945 schrieb er als Arbeiterkorrespondent für KPD-Zeitungen.). In Leserbriefen, Zeitungsartikeln und offenen Briefen erinnerte er an die Schicksale politisch Verfolgter im NS-Regime wie zum Beispiel an den Widerstandskämpfer Georg Fröba, der, wie er selbst, zeitweise im KZ Osthofen eingesperrt war und 1944 in Frankfurt-Preungesheim hingerichtet wurde.  

Das Land Rheinland-Pfalz zeichnete ihn mit dem Verdienstorden des Landes aus.

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